Madeleine’s Abenteuer Amerika – vom Pazifik an den Atlantik quer durch die USA

Schon zum dritten Mal bereisten mein Mann und ich für längere Zeit die USA – ein Land, das uns immer wieder in seinen Bann zieht, vor allem wegen seiner unglaublich schönen Natur. Dieses Mal verzauberte uns aber auch die Musik.

Unsere Reise startete in Los Angeles, wo wir gleich am ersten Tag unseren Campervan bezogen. Wir liessen die Pazifikküste schnell hinter uns, denn unser Roadtrip führte uns schon bald ins Landesinnere zu den Wüsten von Kalifornien, Nevada, Arizona und Utah. Im Joshua Tree National Park beobachteten wir am Tag wilde Hasen und kleine Echsen, in der Nacht hörten wir die Kojoten heulen. Unsere Reise brachte uns durch das Monument Valley (Arizona) – dem Lieblingsort des Western Filmstars John Wayne – vorbei am Canyon Lands National Park (Utah) bis zum Arches National Park (Utah). Unsere Wanderungen führten uns an bizarren Felsformationen vorbei und brachten uns auf Gipfeln mit unendlicher Weitsicht. Verblüffend, was die Natur während Jahrtausenden geschaffen hat. Mit dem Mountainbike auf nacktem Fels und durch Steppenlandschaften zu fahren war ein einzigartiges Erlebnis.

Nach ungefähr drei Wochen liessen wir die trockene Wüstenlandschaft hinter uns und erreichten die kühleren Rocky Mountains in Colorado. Zu Fuss und mit Mountainbikes erkundeten wir auch hier die Landschaft, welche uns mit ihren vielen Bergseen und kleinen Dörfchen stark an die Schweiz erinnerte. Etwas weiter östlich staunten wir ab den riesigen Sanddünen des Geat Sand Dunes National Park (Colorado). Die heissen Temperaturen hielten uns nicht davon ab, zu Fuss weit in die Sanddünen zu wandern, dort einige Sprungbilder zu schiessen und wie im Schnee wieder herunter zu rutschen.

Im Bundesstaat New Mexico, welcher uns sehr stark an Mittel- und Südamerika erinnerte, besuchten wir nahe der Texanischen Grenze die Carlsbad Caverns, eine der grössten Tropfsteinhöhlen der Welt. In diesem National Park leben über eine halbe Million Brasilianische Fledermäuse, die ihren Sommer hier verbringen. Bei Sonnenuntergang flattern alle Tiere aus der Höhle um in der Nacht Futter zu suchen. Dieses Spektakel mussten wir uns natürlich ansehen – unvergesslich!

Unsere Fahrt ging anschliessend quer durch Texas vorbei an vielen Ölfeldern, riesigen Farmen und v.a. weites Ödland. In Austin, der Hauptstadt von Texas, kamen wir das erste Mal mit dem Blues der Südstaaten in Kontakt. An der 4th und 6th Street gibt es so viele Bars mit toller Livemusik, dass es unmöglich war bei allen hineinzuhören. Weiter östlich besuchten wir in Houston das National Space Center. Von hier aus wurden alle Apollo-Missionen überwacht. Wir konnten sogar den Kontrollraum ansehen, von wo aus die erste Mondlandung koordiniert wurde.

Als wir die Grenze zu Louisiana überquerten, begann es das erste Mal so richtig zu regnen – ganz normales Südstaaten Sommerwetter. In den faszinierenden Sumpfgebieten und nebelverhangenen Mangrovenwälder um New Orleans machten wir eine prickelnde Begegnung mit einem Alligator.

In der fünften Reisewoche erreichten wir New Orleans – eine unserer Wunschdestinationen. Wir genossen die grosse kulinarische Vielfalt, welche diese Stadt zu bieten hat, machten eine Flussfahrt auf einem echten Mississippi-Dampfer und zogen von Bar zu Bar, um richtig gute Live-Musik zu hören. Hier in den Südstaaten ist der Blues spürbar tief in der Gesellschaft verwurzelt.

Endgültig vom Blues-Fieber gepackt, folgten wir dem Mississippi entlang dem Blues-Highway. In der Südstaaten-Gesellschaft sind Sklaverei, Bürgerkrieg und Rassentrennung noch immer Themen, v.a. auch in der Musik, die die Menschen immer noch beschäftigen.

Auch in Memphis (Tennessee) konnten wir uns an Live-Musik kaum satthören. Bei der Führung durch die Gibson-Fabrik konnten wir uns ein Bild machen, wie die weltberühmten Gibson-Gitarren produziert werden. Die Hauptattraktion von Memphis ist wohl das Anwesen von Elvis Presley – Graceland – beeindruckend zu sehen, wie erfolgreich dieser Musiker war. In Memphis lernten wir aber auch einiges über die Bürgerrechtsbewegung, Martin Luther King und die Sklaverei-Geschichte, Stoff der unter die Haut ging.

Die Reise führte uns anschliessend ein letztes Mal in eine grosse Musikstadt: Nashville. Hier regiert die Country-Musik. Natürlich liessen wir uns einen Linedance-Workshop nicht entgehen =)

Als wir die Grenze zu North Carolina überfuhren, befanden wir uns bereits mitten im Appalachen-Gebirge. Im Great Smoky Mountains National Park konnten wir ein weiteres Mal wunderbare Wanderungen machen und wilde Tiere beobachten. Die Wälder der Blueridge Mountains sind unglaublich artenreich und schier unendlich. Die Fahrt führte uns quer durch den Bundesstaat bis wir endlich die „andere Seite“ erreicht hatten und auf den Atlantik blickten. Entlang der Outerbanks, einer schmalen Inselkette im Atlantik, reisten wir Richtung Norden. Da die Ostküste als erstes von den Europäern besiedelt wurde, gab es Vieles aus der Kolonialzeit zu entdecken. Von Museen über Denkmäler bis hin zu kleinen Dörfern, die noch genauso aussehen wie damals.

Im Shenandoah National Park genossen wir anschliessend wieder die Ruhe der Natur, bevor wir dann in das Stadtleben von Washington DC, New York City und Boston eintauchten. In New York erfüllten wir uns einen weiteren Wunsch und besuchten das Tennis US Open. Wir hatten Glück, dass wir unter anderem den späteren Champion Stan Wawrinka in einem packenden Spiel sahen.

In unseren letzten vier Wochen wollten wir Neu England (die Bundesstaaten im Nordosten der USA) entdecken. Auf einem Bootstrip auf Cape Cod waren wir sprachlos und tief beeindruckt, als wir 40-50 Buckelwale beim Fressen beobachten durften. Was für ein Naturschauspiel!

Die zunehmend wilden Küstenabschnitte des Nordostens boten eine atemberaubende Ausschicht auf den Atlantik. Bei unserer Ankunft im Acadia National Park (Maine) begannen sich die Blätter der Bäume zu verfärben, so dass sich ein prächtiges Farbenspiel der unendlich scheinenden Wälder ergab. Hier im Norden konnten wir dank perfektem Spätsommerwetter viele tolle Wanderungen und Kanutouren machen. Gegen Ende unserer Reise durften wir mit den Niagarafällen nochmals ein gigantisches Naturphänomen bewundern. Zu Fuss überquerten wir die Grenze zu Kanada und sahen uns das gewaltige Spektakel von allen Seiten an.

Nach rund 15‘000 km und 12 Wochen fuhren wir in New York City ein, gaben unser Büsli schweren Herzens ab und flogen glücklich und dankbar in die Schweiz zurück.