Ich bin’s mal wieder und berichte von meinen Yoga-Kurzferien. Dieses Mal war ich in den Schweizer Bergen. Die Kraft der Berglandschaft hat es mir letzten Winter so angetan, dass ich beschloss meine diesjährigen Yogaferien im Heimatland zu verbringen.
Auf der Suche nach einem passenden Angebot stiess ich auf „Yoga und Schweigen“ Wow, Schweigen! Meine erste Yogalehrerin hat immer gesagt, bevor man heirate, solle man unbedingt 10 Tage Schweigen gehen, da lerne man sich selbst am besten kennen 😉
Auf keinen Fall konnte ich mir vorstellen 10 Tage in ein Kloster zu gehen um zu Schweigen, doch das Angebot hier hat mein Interesse geweckt – ich habe es spontan gebucht.
Vorab wurde ich dann doch etwas nervös. Wie werde ich das meistern? Kann ich meine Gedanken und Gefühle nur mit mir teilen? Macht es mich traurig oder einfach nur extrem nachdenklich? Ich hatte grossen Respekt, aber freute mich auf eine neue Erfahrung.
Mein Tagesablauf sah dann ungefähr so aus:
06.40 – 07.15 Uhr
Aufstehen, Morgen-Reinigungsrituale nach Ayurveda
07.30 – 08.30 Uhr
Pranayama (Atemübungen) und Meditation
ca. 08.30 Uhr
Goldene Milch zur Stärkung
09.00 – 11.00 Uhr
Asana Praxis (Körperübungen)
ca. 12.00 Uhr
Gemeinsamer Brunch (vegetarisch/vegan)
13.00 – 16.50 Uhr
freie Zeit
17.00 -18.30 Uhr
Asana Praxis (Körperübungen) Pranayama (Atemkontrolle) und Meditation oder Yoga Nidra
ca. 19.00 Uhr
gemeinsames Abendessen (vegetarisch/vegan)
20.15 – ??? Uhr
verschiedene Meditations-Techniken, Yogaphilosophie einfach erklärt
„Na, hast du dich erholt?“ „Bist du jetzt total entspannt?“ „Kannst du noch sprechen? Das waren die ersten Fragen, die mir montags entgegen flogen.
Tja, ich muss sagen, es war streng! Und zwar nicht das Schweigen selbst. Im Gegenteil, das war super angenehm. Ich kann mir vorstellen, dass 10 Tage da deutlich mehr fordern als nur die 3,5 Tage. Aber die körperliche und mentale Arbeit an einem selbst habe ich noch nie so intensiv erlebt! Ob das jetzt die Kombination mit dem Schweigen ausgemacht hat? Der neue Zugang zu Geist und Körper, bis jetzt übte ich mich mehr in Vinyasa Yoga? Die intensive Körperreinigung über die Morgenrituale, Atemübungen und Ernährung? Was es auch war, es hat unglaublich gutgetan. Aber die Dosis von 4 Tagen war für mich genau richtig, um mal eine Probe zu erfahren.
Mein Körper verspürte eine ganz neue Art von Muskelkater, meine Sitzbeinhöcker rebellierten, ich konnte am Sonntag kaum noch Sitzen während der Meditation. Doch es zeigten sich auch erstaunliche Fortschritte.
Ich habe seit Jahren eine bestimmte Übung nicht gemacht, sie schloss mir die Kehle und beim Lösen verspürte ich einen reissenden Schmerz im unteren Rücken, der sich dann erst nach 5min legte. Ich bin immer auf Alternativ-Übungen ausgewichen – wie es im Leben manchmal so ist!
Auch hier wurden wir angeleitet diese Übung zu machen. Beim ersten Mal praktizierte ich eine super schöne Alternative dazu 😉 Am letzten Tag aber verspürte ich diesen Mut und diesen Willen es doch nochmals zu probieren. Ich vertraute meinem Körper! Und, was meint ihr? Genau, es hat funktioniert! Sehr gut sogar, ohne Blockade in der Kehle. Mit dem Schmerz wurde ich trotzdem konfrontiert, doch ich konnte ihn viel gelassener nehmen – ihn annehmen. Eine großartige Erfahrung und mein persönliches Highlight dieser kurzen Woche.
Meine Emotionen wechselten über die Tage ganz spannend von extrem fröhlich, zu genervt, gelassen, trotzig, unsicher oder sogar ängstlich, aber das machen sie im Alltag wohl auch, nur kriegen wir es nicht so extrem mit, da sie an direkte Ereignisse und Begegnungen gebunden sind.
Ich nehme extrem viel mit und bin dankbar für die tollen, schönen und intensiven Erfahrungen!
Herzlichst, eure Nina