FASZIEN – Aktuelles aus erster Hand

Ende Februar durfte ich Dr. Robert Schleip kennenlernen und ihn beim Referieren über seine Leidenschaft, die Faszien, miterleben. Als Forscher ist er stets an vorderster Front, wenn es neue Entdeckungen und Erkenntnisse über das körper-umspannende Netzwerk von Bindegewebs-Fasern geht. Gerne teile ich mit dir die – für mich – wichtigsten Auszüge aus diesem eindrücklichen, lehrreichen Tag mit Robert Schleip.

 

Was genau sind denn Faszien? Es gibt verschiedene Definitionen. Am Fascia Research Congress 2015 hat man sich für diese funktionelle Definition entschieden:

Faszien sind alle Arten faserigen Bindegewebes. Dickste Stelle im körperweiten faszialen Spannungsnetz ist übrigens die Fusssohle.

 

Tom Myers hat das Faszien-Netzwerk in Zuglinien eingeteilt, bei denen die Kraftübertragung stattfindet und Bewegungen weitergeleitet werden. Diese «Anatomy Trains» bilden für meine Arbeit schon lange die Grundlage meines Körperverständnisses. Nun wurden diese Zuglinien von J. Wilke wissenschaftlich untersucht. Das Existieren und Funktionieren dieser Linien wurde nun mit moderater bis hoher Evidenz belegt. Meine Erfahrung und meine Erfolge zeigten mir dies schon früher – schön von der Wissenschaft Bestätigung zu erhalten.

 

Dass Faszien in hohem Masse an chronischen Rückenbeschwerden beteiligt sind, wusste man bereits. Es gibt nun eine weitere Studie, die zeigte, dass die grosse Rückenfaszie bei Menschen, die unter chronischen Rückenschmerzen leiden, nicht nur verdickt, sondern auch viel weniger beweglich ist. Das heisst, die Gleitfähigkeit der verschiedenen Schichten ist bei Schmerzen massiv verringert.

 

Auch Verletzungen ebenso wie Bewegungsmangel (z.B. langes Sitzen) reduzieren die Verschieblichkeit der Rückenfaszie. Dies zeigte eine weitere Studie. Wenn beides zutrifft, also eine Verletzung und Mangel an Bewegung, addiert sich dieser Effekt sogar. Für die Praxis heisst das, dass nach einer Verletzung möglichst rasch wieder bewegt werden soll, damit das Faszien-Gewebe nicht verklebt.

 

Letztes Jahr beschrieben Wissenschaftler in einer Studie die wichtigsten Faktoren für eine stabile Wirbelsäule. Zum einen wird die Wirbelsäule durch Muskulatur gestützt. Dabei ist der Intra-Abdominal-Druck (auch das «Power-House» genannt) und die Kraft der Rückestrecker- sowie Hüftbeuger-Muskulatur wichtig. Zum anderen sind es die Faszien, die uns aufrecht halten. Der entscheidende Faktor für die Wirbelsäulenstabilität ist die Rückenfaszie!

 

Hier meine Vorschläge für deine geschmeidigen, gesunden und widerstandsfähigen Faszien:

  • Strecke und recke dich regelmässig – und zwar soweit du kannst! Es soll sich gut anfühlen und genüsslich sein.
  • Nimm dir immer mal wieder Zeit um v.a. deine Rückseite zu dehnen. Mehrminütiges statisches Dehnen hat eine anti-entzündliche Wirkung und reguliert dein Nervensystem. Auch dies war die Erkenntnis einer neueren Studie.
  • Rolle nach langem Sitzen deine Rückenfaszie mit einem kleinen Ball an der Wand wieder weich. Die Steifigkeit vom Sitzen wird so weggehen.
  • Bewege dich so viel du kannst!

 

Wer sich nicht bewegt verklebt! Tu etwas dagegen – es lohnt sich

 

Madeleine.

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