Dicke Beine trotz Sport und Diät: das Lipödem

Lipödem oder Adipositas? Was die Fettverteilungsstörung und starkes Übergewicht miteinander zu tun haben:

Die Resultate der Körperzusammensetzungs-Messung mit unseren Kunden entwickeln sich in den meisten Parametern in eine freudige Richtung: die Fettmasse schmilz, die Muskelmasse erhöht sich und das Wasser bleibt konstant.

“Bereits 2 Wochen nach Interventionsstart (angeleitete Bewegungssequenzen und Ernährungsplan), schmilzt das erste Fett. Der Kunde ist motiviert und kommt seinem Ziel Schritt für Schritt entgegen!”

Was bei der Messung der Körperzusammensetzung bei unseren weiblichen Kunden jedoch oft negativ auffällt ist, dass sich das Extrazellulärwasser (ECW) erhöht, und der Wellnessmarker leicht verschlechtert hat. Diese Akkumulation an Wasser im “Raum zwischen den Zellen” kann ein Hinweis dafür sein, dass ein Lipödem besteht oder dass sich aus dem Lipödem ein Lipo-Lymphödem entwickelt.

Diagnose Lipödem – was nun?

Lipödeme werden im Volksmund oft fälschlicherweise als «Elefantitis» oder «Reiterhosen» beschrieben. Doch hinter dem Begriff „Lipödem“ verbirgt sich weit mehr als nur ein ästhetisches Problem. Auf den ersten Blick sehen die betroffenen Frauen (Männer sind so gut wie nie betroffen) an einigen Körperstellen einfach dick aus. Doch auf den zweiten Blick sieht man, dass auch ansonsten normalgewichtige, schlanke Körper an den betroffenen Körperstellen wie Oberschenkel, Gesäss oder Arme massiv ausgeprägte Fettpolster zu erkennen sind.

“Das Lipödem ist selbst unter Ärzten noch wenig bekannt und wird oft mit Adipositas verwechselt.”

Das Lipödem ist jedoch eine chronische Erkrankung. Sie ist gekennzeichnet durch eine zunehmende Unterhaut-Fettvermehrung mit Wassereinlagerung. Betroffen sind vor allem die Beine und oft auch die Arme. Charakteristisch sind Spannungs-, Berührungs- und Druckschmerzen. Schon das blosse Tragen einer Hose oder das Aufliegen einer Bettdecke kann starke Schmerzen auslösen. Die Ursache ist weitgehend unklar. Die Vererbung spielt eine wichtige Rolle, da häufig mehrere Mitglieder einer Familie betroffen sind.

“Auch die strikteste Diät und Sport hilft wenig bis nichts dagegen”.

Die Behandlung in frühen Stadien erfolgt mit Kompressionsstrümpfen und Lymphdrainage. Die im Laufe der Jahre schlimmer werdende Fettvermehrung wird dadurch aber nicht beeinflusst. Abhilfe schafft laut der «Vereinigung für Lipödem Schweiz» nur die Liposuktion mit speziellen Kanülen unter lokaler Betäubung.

Entstauungstherapie Abklären

Wie gehen ich vor bei einer Kundin, deren Parameter sich trotz Sport und Ernährungsplan verschlechtert? Bei Lip- oder Lymphödemen kommt meist die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE) zur Anwendung. Sie soll die Beschwerden bessern und Komplikationen aufgrund eines Lipo-Lymphödems vermeiden. Die KPE besteht aus Manueller Lymphdrainage, Kompressionstherapie und Bewegung. Sport kann nicht nur die Behandlungserfolge unterstützen, sondern auch die Lebensqualität verbessern und das Durchhaltevermögen der Betroffenen steigern.

Was muss beim Lipödem und Sport beachtet werden?

Für Lipödem-Betroffene lautet die Devise: Gewicht reduzieren bzw. kein zusätzliches Gewicht aufbauen. Dabei geht es um gezieltes Kraft- und Ausdauertraining.

Lipödem-Betroffene sollten unbedingt darauf achten, beim Sport möglichst Kompressionsstrümpfe zu tragen.

Denn die Kompression unterstützt die Muskeln, die Venen und das Lymphsystem dabei, Blut in Richtung Herz und Lymphflüssigkeit in Richtung Lymphknoten zu transportieren. Bei Lipödem-Betroffenen funktionieren Lymph- und Venensystem oft nur noch eingeschränkt. Ohne die unterstützende Kompression besteht die Gefahr, dass Flüssigkeit im Gewebe versackt und es zu weiteren Komplikationen oder Schwellungen (Ödemen) kommt.

Fragen, welche ich an die Kundin stelle mit Verdacht auf Lipödem:

  • Erfährst du Beschwerden und Spannungsgefühle sowie Berührungsschmerzen an Beinen und Armen? Zeigen sich Beinbeschwerden, die mit Müdigkeit, Schwellungen und Schweregefühl einhergehen? Neigst du zu Blutergüssen (Blaue Flecken)?
  • Bitte informiere dich über das Krankheitsbild Lipödem und berichte mir deine Einschätzung
  • Wie sollen wir weiter vorgehen? Sollen wir weitere Messungen abwarten oder möchtest du dich mit deinem Hausarzt in Verbindung setzen? Für mich wäre eine medizinische Meinung angebracht, um abzuklären ob Lymphdrainage und Kompressionsstrümpfe beim Sport den Gewichtsverlauf positiv unterstützen würden.
  • Für Lymphdrainage überweise ich dich gerne an eine ausgezeichnete Adresse. Via Hausarzt könntest du dir ein Rezept ausstellen lassen welches die Krankenkasse übernimmt.
  • Falls dein Hausarzt “kein Gehör” hat für Lipödem, verweise ich dich an einen Internisten, welcher vom Verband für Lipödem vorgeschlagen wird (Je nach Versicherungsmodell musst du zuerst deinen Hausarzt kontaktieren bevor du zum Spezialisten gehst).

Übrigens findest du auf der Seite der deutschen Vereinigung für Lipödem wunderbare Mutmachergeschichten von Betroffenen, welche Distanzen überwinden, Ziele erreichen und zum Umdenken animieren können!

Ich hoffe mit diesem Bericht ein Tabu zu durchbrechen und vielen Frauen Mut zu machen, welche sich bis jetzt oft frustriert mit Sport- und Ernährungsprogrammen herumgeschlagen haben. Wie schätzt du deine Situation ein? Kennst du jemanden der auf diese Beschreibung passt und vielleicht das Krankheitsbild Lipödem nicht kennt? Es gibt Hoffnung! Gerne stehe ich euch mit all meinem Wissen zur Verfügung,

Carla Bereiter.

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