«Wow so schön – du bist schwanger!» Ja, klar habe ich mich gefreut. Was alles damit verbunden ist und wie sich der Körper während den neun Monaten verändern wird, davon hatte ich zu Beginn allerdings keinen blassen Schimmer.
Angefangen hat alles ganz «harmlos». Dass zu Beginn der Schwangerschaft die Bauchlage unbequem wird und dass sich Frau vor Müdigkeit am liebsten einfach nur hinlegen und schlafen will, konnte ich mir gut vorstellen. Doch diese Müdigkeit einmal zu erleben, war echt beeindruckend. Stell dir vor, du stehst (!!), unterhältst dich mit einem Freund und kannst deine Augen kaum offen halten. Deine Beine sind so schlapp, dass du jeden Augenblick befürchtest zusammenzubrechen. So ein Gefühl kennt vielleicht nur jemand, der nach einer Partynacht, die er durchgetanzt hat, früh morgens zur Arbeit an ein wichtiges Meeting muss. Dazu kommt, dass du ja noch zu Beginn der Schwangerschaft stehst und dein süsses Geheimnis bisher nur mit deinem Partner geteilt hast. Du bist so glücklich, dass du es am liebsten in die grosse weite Welt hinausschreien möchtest und gleichzeitig bleibst du genau damit zurückhaltend, weil du weisst, dass in den ersten drei Monaten das Risiko für eine Fehlgeburt relativ gross ist. So hin- und hergerissen zu sein, zehrt auch etwas an den Nerven. Waren die ersten drei Monate einmal geschafft und das Umfeld über die Neuigkeiten informiert, brach die angenehmere Zeit an.
Ab dem vierten Monat wuchs das Bäuchlein von Tag zu Tag. Fürs Training hiess das, dass ich die Rumpfmuskulatur immer weniger gezielt ansteuern konnte und die Bauchlage nun definitiv nicht mehr ging. Dieses veränderte Körpergefühl machte mir schon etwas zu schaffen. Denn ich bin es mir gewohnt, dass ich mich im Training fordern und im Alltag jegliche Aufgaben locker ausführen kann. Jetzt wurde aber plötzlich das Tragen schwerer Einkaufstüten oder Wäschezeinen zur neuen Herausforderung. Zur Veränderung des Kraftempfindens kam auch immer mehr die eingeschränkte Beweglichkeit. Auch diese Tatsache war etwas, was ich bisher nicht kannte. Schuhe binden, Socken anziehen, Zehennägel schneiden – überall ist der Bauch im Weg! Ausserdem nahm bei mir schon früh die Ausdauerleistung Woche für Woche ab. Das bedeutete, dass ich für eine kleine Wanderung, die normalerweise eine Stunde dauert, plötzlich eineinhalb oder sogar zwei Stunden hatte. Auch damit musste ich mich abfinden.
Obwohl der Grund für alle diese körperlichen Einschränkungen offensichtlich bekannt war, tat ich mich schwer damit. Denn ich kenne meinen Körper nun seit 32 Jahren und bin mir von ihm ein ganz anderes Niveau gewohnt.
Ab dem siebten Monat, als die Kindsbewegungen immer heftiger zu spüren waren, kam dann noch die Vergesslichkeit und Unkonzentriertheit dazu. Beim Unterrichten einer Pilates Stunde fiel es mir manchmal schwer bei der Sache zu bleiben, weil die Gedanken immer wieder abschweiften, ein Glücksgefühl aufkam und ich für mich lächeln musste.
Gegen Ende der Schwangerschaft konnte ich mich gut mit meinem neuen Körpergefühl arrangieren und akzeptieren, dass ich momentan keine sportlichen Höchstleistungen erbringen kann und muss. Und ausserdem wuchs die Vorfreude auf den neuen Erdenbürger stetig an, was am Schluss doch all diese «Strapazen» wettmachte!
Bis bald, herzlich Madeleine.